Stuk 395 - 1720 April 16 Wien

Kaiser Karl VI. konfirmiert auf Bitte der Meister des Schneider- und Schusterhandwerks im Markt Reiti die von seinem Bruder Kaiser Josef letztmals am 25. Feber 1708 bestätigten Zunftartikel, welche hier wörtlich inseriert sind. Diese Artikel gehen auf Erzherzog Maximilian zurück (vgl. Nr. M.68) und wurden für alle Schneidergesellen und Schusterknechte erlassen. Meister, Geselle, Knechte, aber auch deren Frauen, Kinder und Ehehalten müssen in der Bruderschaft die katholischen Religion einhalten. Je Quatember sind 2 kr in die Bruderbüchse einzuzahlen, um zu Michaeli den Gottesdienst (Anwesenheitspflicht) zu halten. Es sind je zwei Zunftmeister zu wählen. Stirbt ein Bruder, ist er zu bestatten und für ihn ein Seelenamt zu lesen (An wesenheitspflicht oder 4 kr Strafe). Fremde Gesellen dürfen erst nach dreijähriger Wanderzeit aufgenommen werden. Wer ein Meisterstück macht, soll unverheiratet sein. Wer in Reiti einen Hausstand gründet, muß einen Geburtsund Lehrbrief vorweisen und ausgelemt sein. Der Lehrjunge muß ehelicher Geburt und katholisch sein und bei der Aufdingung ist 1 Pfund Wachs zu stiften. Der Meister muß ein Verdingbuch über seine Lehrjungen führen. Bei genannten Vergehen werden von den Zunftmeistern, dem Büchsenmeister und zwei Ratsfreunden des Marktes Strafen ausgesprochen. Der Lehrbrief kann für Einheimische durch die Gerichtsobrigkeit ausgestellt werden. Ohne Osterkommunion darf das Handwerk nicht ausgeübt werden. Der Meisterwitwe soll ein Gesele beigegeben werden. Die Einhaltung geloben die Schneidermeister Franz Schletterer, Lukas Tragseil, Kaspar Tieffenbrunn, Georg Kögl, Leonhard Wind, Hilari Hofer, Hieronymus Kögl und Georg Rimbl, sowie die Schustermeister Peter Hochenberger, Franz Pfeiffer, Johannes Nigg, Christoph Schueler, Georg Schletterer, Anton Nigg, Martin Lumpper, Johann Nigg und Jakob Gärtner. Siegler: Kaiser Karl VI.