Einzelstück ap - Abschiedspredigt

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AT GemA Flaurling ChrF-kia-phd-fxs-ap

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Titel

Abschiedspredigt

Datum/Laufzeit

  • 1946-07-07 (Anlage)

Erschließungsstufe

Einzelstück

Umfang und Medium

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Bestandsbildner/Urheber

(1998)

Verwaltungsgeschichte

Bestandsgeschichte

Eingrenzung und Inhalt

Abschiedspredigt des Hochwürdigen Herrn
Dekan Franz Schwarz am 7. Juli 1946
Meine lieben Seelsorgskinder!
Heute nachmittag wird der neue Seelsorger
seinen Einstand feiern. Daher ist es höchst an
der Zeit, daß ich mich als Seelsorger von Euch
verabschiede.
Die göttliche Vorsehung hat mir 25 Jahre
geschenkt, um bei Euch als Seelsorger zu wirken.
Am 1. Mai 1921 habe ich bei Euch meinen Ein-
stand gehalten. Es war damals die Nachkriegszeit
des ersten Weltkrieges. Es war auch eine böse
Zeit. Heute wieder in der Nachkriegszeit muß ich
mich von Euch verabschieden. Aber ich bin nicht
wie damals gesund und munter, sondern ein ge-
brochener Mann, der nicht mehr im Stande ist,
den sittlichen Aufbau zu vollbringen. Wenn ich
auf die verflossenen 25 Jahre zurückschaue, so
sehe ich, daß die Freuden und Leiden abgewech-
selt haben. Mein lieber guter Freund, Herr Dekan
Greil hat in Flaurling bereits gute Arbeit ge-
leistet. An meinen größten Freuden kann ich an-
führen die Kinder. Ich bin immer gerne in die
Schule gegangen, denn die Kinder haben viel gu-
ten Willen gezeigt. Ich denke noch immer mit
Freuden daran, wie fleißig sie zu den hl. Sakra-
menten gegangen sind. Die Kongregation der Jung-
frauen war ebenfalls vom besten Willen beseelt.
In den Familien war bei der Mehrzahl ein guter
Geist. So konnten wir in den dreißiger Jahren
18.000 hl. Kommunionen zählen. Heute haben wir
nur noch etwas mehr als die Hälfte davon. Wie
ist das gekommen ? Die Schuld daran ist die Pest
des Nationalsozialismus. Es wurde mir und meinem
Herrn Kooperator die Schule verboten. Jeder Ver-
kehr mit der Jugend wurde uns Priestern aufs
gänzlichste untersagt. Die Erwachsenen, welche
noch religiöse Bedürfnisse hatten, wurden als
Schwarze verachtet und verfolgt. Es sind sogar
viele soweit gekommen, von der katholischen Kir-
che auszutreten. Von Flaurling und Polling sind
insgesamt 32 aus der katholischen Kirche ausge-
treten. Das war für mich eine bitterschmerzliche
Enttäuschung. Und was wir heute erleben, ist ein
furchtbares Strafgericht Gottes. Ich muß leider
bekennen als letzter Dekan von Flaurling und aus-
gedienter Zuchthäusler von Euch Abschied zu neh-
men. Nun möchte ich noch meine Bitte und den Dank
an Euch Seelsorgskinder richten. Ich richte an
Euch die Mahnung des lieben Heilandes: Hütet Euch
vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern
zu Euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind.
Jeder, der Euch vom katholischen Glauben abbrin-
gen will, hat nichts Gutes im Sinne. Der National-
sozialismus hat von Anfang an die Absicht gehabt,
das Christentum auszurotten. Darum hat er ein so
trauriges Ende genommen und hat die halbe Welt ins
Unglück und Elend gestürzt. Darum bitte ich Euch
noch einmal, hütet Euch vor den falschen Prophe-
ten. Denn der göttliche Heiland sagt ausdrücklich:
Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich.
Seit die Jungfrauenkongregation aufgehoben
wurde, konnte ich freilich damit nichts mehr an-
fangen. Der Bischof hat aber ausdrücklich erklärt,
daß dort, wo eine Kongregation war, sie wieder
weitergeführt werden soll. Leider war es mir un-
möglich, seit Schluß des Krieges infolge meiner
Gebrechen die Kongregation weiterzuführen. Aber
die Sache aufzugeben, das bringe ich nicht über
das Herz. Schon deswegen nicht, weil sie mein
lieber alter Freund, Herr Dekan Greil, gegrün-
let hat. Ferner auch deswegen nicht, weil sie
die Nationalsozialisten schon gleich am Anfang
vernichten wollten. Daher muß die Kongregation
etwas außerordentlich Gutes sein. Endlich soll
sie der lieben Muttergottes zuliebe weiterge-
führt worden. Ich könnte mich nicht ruhig zum
Sterben niederlegen, wenn ich mir sagen müsste,
daß ich selber daran Schuld gewesen bin, daß die
Kongregation verschwunden ist. Ihr dürft mir
glauben, sie ist und bleibt ein Segen für die
ganze Gemeinde.
Zum Schlusse muß ich noch meinen herzlich-
sten Dank aussprechen an alle jene meiner Seel-
sorgskinder, die mir in diesen schweren Jahren
der Not in verschiedenster Weise ihr Wohlwollen
gezeigt haben. Die Flaurlinger haben mich nie
im Stiche gelassen. Darum sage ich Euch mein
herzlichstes und aufrichtigstes Vergelts-Gott!
Der liebe Gotte möge es Euch mit zeitlichen und
ewigen Gütern belohnen. Ebenso meinen aufrich-
tigsten und innigsten Dank für meinen langjäh-
rigen Herrn Kooperator, der mir in diesen schwe-
ren Jahren hilfreich beigestanden ist und
schließlich die ganze Last der Seelsorge auf
sich nehmen hat müssen. Ich danke ihm, daß er
mich mit meinen Gebrechen des Alters mit größter
Geduld ertragen und mir meine alten Tage leicht
gemacht hat. Der liebe Gott möge ihm dafür sei-
ne besondere Gnade schenken, daß er auf seinem
neuen Posten recht gesegnete Wirksamkeit ausüben
könne.
Ich selber nehme heute nur als Seelsorger
Abschied. Ich habe aber die Absicht, die kurze
Zeit, die mir der liebe Gott noch schenkt, bei
Euch zu verbleiben, denn Flaurling ist meine Hei-
mat geworden. Und ich möchte neben meiner Schwe-
ster Theresia und neben meinem lieben guten alten
Freund, Herrn Dekan Greil zur letzten Ruhe gebet-
tet werden. Denn hier habe ich die besten Aus-
sichten, dass ich von meinen einstigen Seelsorgs-
kindern nicht vergessen werde, wenn ich dann in
der anderen Welt noch Hilfe nötig haben werde.
Ich möchte endlich dem neuen Herrn Pfarrer noch
viel Glück und Gottes reichsten Segen wünschen,
daß es ihm gelingen möge, die Aufbauarbeit in der
Seelsorge weiterzuführen und glücklich zu Ende zu
bringen. Mein letzter Wunsch ist noch, daß ich
bei der letzten Auferstehung mit allen meinen
Seelsorgskindern ein fröhliches Wiedersehen fei-
ern kann. Dann werden wir alle beisammen bleibe
für immer und ewig. Amen.

Bewertung, Vernichtung und Terminierung

Zuwächse

Ordnung und Klassifikation

Benutzungsbedingungen

Reproduktionsbedingungen

In der Verzeichnungseinheit enthaltene Sprache

Schrift in den Unterlagen

Anmerk. zu Sprache und Schrift

Physische Beschaffenheit und technische Anforderungen

Findmittel

Hochgeladenes Findmittel

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Existenz und Aufbewahrungsort von Kopien

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