Serie 180 - 1770 - 1780

Die aus den Verfachbüchern (Rechnungsbü chern) des Gerichtes Windischmatrei stammenden Auszüge wurden von Rosa Ghedina-Pernter in den 3Qer-Jahren im Tiroler Landesarchiv angefertigt und sollen ein Sitten- und Kulturbild der damaligen Zeit darstellen. Zahlreiche fleischliche Vergehen werden nach Selbstanzeige durch eine Geldstrafe und durch Arbeiten im Bürgergraben geahndet, oder durch Stockstehen bestraft. Wenn jemand leugnet, kommt noch die eintägige Gerichtskeusche hinzu. Bei Verehelichung ist nur die halbe Strafe auszustehen. Bei Müßiggang und übler Aufführung wurden 3 Monate Zuchthaus verhängt. Weil über die Zeit getanzt wurde, mußten Tänzer und Spielleute Geldstrafen hinnehmen und die Gerichtskeusche für 12 Stunden aufsuchen. Agnes Hofer wurde wegen Hurerei zur Ausstellung an der Schandgeige, Stocksehlägen in der Öffentlichkeit und zu 8tägiger Keusche verurteilt. Da sie flüchtete, wurden ihre Kleider konfisziert. Wegen zweifacher Fleischeslust wurde eine Schwangere an die Geige gestellt und mit Keusche bestraft. Weil kleine Kinder in die Tanzstube gebracht wurden, gab es Geldstrafe. Selbstanzeigen werden milder geahndet. Bei Fremdanzeige, bekommt der Denunziant ein Drittel bis zur Hälfte der Geldstrafe.