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Titel
Datum/Laufzeit
- 1956 (Anlage)
Erschließungsstufe
Einzelstück
Umfang und Medium
Brief
Bestandsbildner/Urheber
Bestandsgeschichte
Eingrenzung und Inhalt
Flaurling, am 6. Oktober 1956.
Geehrter Herr Bürgermeister!
Geehrte Ausschußmitglieder!
Im Jahre 1952 haben wir an die Gemeinde das Ansuchen gestellt, uns
für die Führung des Kindergartens eine finanzielle Unterstützung zu ge-
währen. Bei der Ausschußsitzung wurde auch dieses Ansuchen akzeptiert.
Nun hat sich im Ablaufe der 4 Jahre so manches im Wirtschaftsleben geän-
dert, so daß die jeweilige Kindergärtnerin mit der bisherigen Einnahme:
S 200.—(i.W.Schillinge zweihundert) kein Auskommen finden kann, nachdem
wir für Wohnung die gleiche Miete zahlen müssen wie die Partei. Für den
Kindergartenraum trifft es pro Monat S 20.-- (i.W.Schillinge zwanzig).
Wenn die Auslage für das fehlende Brennmaterial (Koks) noch dazukommt,
müssen von den S 200.-- noch ca. S 70.- in Abrechnung kommen.
Im heurigen Sommer haben wir erfahren, daß die jährliche Unterstützung
von Seiten der Gemeinde in die Rubrik "Gehalt" aufgenommen wurde. Diese
S 2.400.— (i.W.Schillinge zweitausendvierhundert), die im Budget als Aus-
gaben aufscheinen, sind durch die Kindergarten-Einnahmen wesentlich verrin-
gert worden. Im letzten Jahr sogar bis auf S 1.000.-- (i.W.Schillinge ein-
tausend) herabgesunken.
Also Ausgaben der Gemeinde:S 2.400.--
Einnahmen d.d. Kindergarten:S 1.400.—
Da einige Mitglieder der Gemeindeverwaltung scheinbar noch immer nicht
im Bilde sind, welchen Wert ein Kindergarten darstellt, und es schmerz-
lich empfinden, wenn auf diesem Sektor eine Ausgabe erfolgt, haben wir
uns entschlossen, von den jeweiligen Eltern mit Beginn des Schuljahres
1956/57 eine Erhöhung des Beitrages zu verlangen und somit die Gemeinde
von der Auszahlung eines "Gehaltes", den wir nie angestrebt haben, zu ent-
lasten. Es wird von nun an am 15. jeden Monats weder eine Ablieferung, noch
eine Annahme an der Kassierstelle erfolgen. Somit bleibt - wie bisher - der
Kindergarten Privatkindergarten der Schulschwestern
v.U.L.F.
Wir danken für die bisherige finanzielle Unterstützung und hoffen,
daß wenigstens das Holz und die freie Benützung des Stromes gewährt wird!
Damit die löbliche Gemeinde weiß, wieviel sich die Kindergärtnerin
nun gegenwärtig verdient, möge folgendes klargelegt werden:
Für ein Kind heben wir jetzt S 15.-- pro Monat ein. Für 25 Kinder beträgt
die Einnahme monatlich S 375.-- (i.W.Schillinge dreihundertsiebzigfünf).
Die Arbeitszeit ist täglich sechs Stunden; was pro Kind im Tag
72 Groschen ausmacht. Welcher Arbeiter begnügt sich mit dieser Summe ?!
Noch dazu geistige Arbeit!
Sie sehen aus dieser Darstellung, daß die Kindergärtnerin von Flaurling
bis jetzt und auch weiterhin um Gotteslohn und zum Wohle
der Gemeinde arbeitet.
Es ist uns eine besondere Freude, daß die zuständige Schulbehörde
die Leistung der Kindergärtnerin mit "besonderem Dank und Anerkennung"
ausgezeichnet hat und den Wunsch ausgesprochen hat, daß Schwester Isidora
noch weitere Jahre so segensreich wirken möge!
Hochachtend
zeichnen die Schulschwestern von Flaurling