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Date(s)
- 2013-09-28 (Publication)
- 2013-09 (Creation)
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Extent and medium
digital, Seite 28
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Die Tiroler Tageszeitung (TT) ist die reichweitenstärkste Tageszeitung im Bundesland Tirol. Sie erscheint sechsmal wöchentlich mit acht lokalen Ausgaben: Schwaz, Reutte, Osttirol, Landeck, Kitzbühel, Kufstein, Imst und Innsbruck.
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Gibt es genug plastikfreie Lebensmittel, um satt zu werden? Ivana Jugovic aus Mayrhofen testet seit fünf Wochen, ob man den Kühlschrank ohne Plastikverpackungen füllen kann.; Die Verkäuferin hinter der Fleischtheke in der Metzgerei in Mayrhofen schneidet für Ivana Jugovic Wurst in dünne Scheiben. Als die Frau fertig ist, will sie die Ware in eine Plastikverpackung legen. Doch Jugovic nimmt eine Porzellandose aus ihrem Korb und fragt: „Können Sie mir die Wurst hier hinein geben?“ Vor fünf Wochen startete die 24-jährige Zillertalerin nämlich ein Experiment: Ihr Kühlschrank soll plastikfrei werden.; Die Idee für den Selbstversuch kam der Zillertalerin nach einem Afrika-Urlaub. „Ich war in der Serengeti-Wüste unterwegs. Weit und breit war nur unberührte Natur zu sehen. Dann entdeckte ich plötzlich ein Plastiksackerl, das an einem Busch hing“, erzählt Jugovic. Dieses Bild habe sie nicht mehr aus dem Kopf bekommen und sie beschloss, ihr Leben plastikfreier zu machen. Dabei wollte sie sich nicht nur auf den Verzicht von Plastiksackerln beschränken. „Ich habe mich gefragt: ‚Kann es funktionieren, beim Einkauf von Lebensmitteln gänzlich auf Plastik zu verzichten? Ich wollte es herausfinden.“; Das war Mitte September. Ihre Zwischenbilanz sieht positiv aus. „Ich kann fast alles kaufen, nur auf einem anderen Weg“, sagt die Studentin für Politikwissenschaft. Joghurt und Milch besorgt sie sich bei einem Bauern in der Nähe, unverpackte Butter bei der Sennerei. Marmelade oder Kartoffelchips macht sie selbst, in ihrem Garten baut sie Gemüse und Kräuter an.; „Als ich kürzlich Karotten kaufen wollte, musste ich vier Geschäfte abklappern, bis ich welche fand, die nicht in Plastik verpackt waren.“ Im Durchschnitt brauche sie jetzt doppelt so lange für ihren Einkauf. Weite Wege sind nicht der einzige Nachteil, den sie in Kauf nehmen muss. „Süßigkeiten ohne Plastik gibt es praktisch keine, auch keinen Kaugummi, Risotto-Reis oder Knabbernossi, die ich so gerne esse“, gesteht Jugovic.; Die Vorteile des plastikfreien Konsums stehen für sie jedoch klar im Vordergrund. „Der Müll ist um zwei Drittel kleiner geworden.“ Aber auch der gesundheitliche Aspekt spielt für sie eine Rolle. „Die Chemikalie Bisphenol A steckt in vielen Plastikverpackungen, die direkt vom Mund ins Blut gelangt. Der Stoff steht im Verdacht, in direkter Verbindung mit Brust-, Lungenkrebs und Demenz zu stehen. Außerdem ist es sehr wahrscheinlich, dass der Stoff die Spermienproduktion verringert.“; In den vergangenen Jahren wurden verschiedene Studien zu diesem Thema durchgeführt. Holger Koch von der Universität Bochum etwa beschäftigt sich mit den sogenannten Phthalaten - einer wichtigen Gruppe von Weichmachern, die in vielen Kunststoffprodukten steckt. Koch konnte anhand von Abbauprodukten in Urin und Blut auch Phthalate im Menschen nachweisen. 2009 waren über zehn Prozent seiner Proben stärker belastet, als es empfehlenswert wäre.; Für Jugovic ist klar: Die Menschen müssen endlich etwas unternehmen - angefangen bei jedem Einzelnen. „Wie kann ich von großen Konzernen verlangen, etwas zu ändern, wenn ich selbst nichts tue?“ Für die Zillertalerin ist das Experiment längst zur Lebenseinstellung geworden. „Ich kann die Welt zwar nicht verändern, aber ich kann meine Welt verändern. Deshalb verzichte ich weiterhin auf Plastik.“;