Pièce 230 - Magdalena und ihr kleines Extra

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Cote

AT GemA Mayrhofen ORTSCHRONIK MAYRHOFEN-ZA2-230

Identifiant(s) alternatif(s)

Titre

Magdalena und ihr kleines Extra

Date(s)

  • 2013-03-21 (Production)
  • 2013-03-21 (Publication)

Niveau de description

Pièce

Étendue matérielle et support

digital, Seite 21

Nom du producteur

(gegründet 21. Juni 1945)

Notice biographique

Die Tiroler Tageszeitung (TT) ist die reichweitenstärkste Tageszeitung im Bundesland Tirol. Sie erscheint sechsmal wöchentlich mit acht lokalen Ausgaben: Schwaz, Reutte, Osttirol, Landeck, Kitzbühel, Kufstein, Imst und Innsbruck.

Histoire archivistique

Portée et contenu

Magdalena Steger aus Mayrhofen hat das Down-Syndrom - und steht fest im Berufsleben. Am heutigen Welt-Down-Syndrom-Tag erzählen ihre Eltern die Geschichte ihrer Tochter.; Die Welt von Magdalena Steger ist geordnet: Die Bücher sind in den Regalen sauber gestapelt, die Schuhe stehen in Reih und Glied auf dem Fußboden. Jeden Morgen, bevor die 21-Jährige zur Arbeit geht, sorgt sie dafür, dass sie ihr Zimmer in Mayrhofen aufgeräumt verlässt. Dann macht sie sich auf den Weg ins Gemeindeamt. Steger hat es geschafft: Die Zillertalerin ist eine von wenigen Menschen mit Down-Syndrom in Tirol, die eine Arbeitsstelle gefunden haben.; „Als die Hebamme gesagt hat, dass meine Tochter das Down-Syndrom hat, war ich geschockt“, erinnert sich Paul Steger. Stundenlang sei er durchs Dorf spaziert und habe sich Gedanken gemacht. Der heute 64-Jährige aber wusste, dass er und seine Frau Maria das irgendwie schaffen würden. „Sie war ein Wunschkind und wir liebten sie von der ersten Sekunde an abgöttisch“, erzählt die Mutter und kann eine Träne nicht zurückhalten. Die Entscheidung, das Kind zu behalten, haben die beiden nie bereut. „Magdalena ist ein Segen für die ganze Familie“, sind sie sich einig. Ihr drittes Kind sei immer gut gelaunt, sei emotional und immer freundlich, auch zu Fremden.; Nicht alle Menschen begegneten der Familie mit derselben Freundlichkeit. „Als unsere Tochter geboren wurde, hatten einige Bekannte und Freunde Angst und wussten nicht, wie sie mit uns umgehen sollten. Aber wir sind ihnen nicht böse. Wer weiß, wie wir uns in deren Situation verhalten hätten“, sagt Paul Steger. Beim Spazierengehen hätten sich einige nicht einmal getraut, in den Kinderwagen zu sehen. Auch Fragen, wie „Ja habt ihr denn keinen Test gemacht?“, mussten sie sich stellen. Das Leben ihrer Tochter stand für die Stegers aber nie zur Diskussion. „Wir haben uns nie geschämt. Im Gegenteil. Wir waren stolz und haben unsere Kleine überallhin mitgenommen“, betont der Mayrhofner.; Keine Selbstverständlichkeit. Schätzungen zufolge entscheiden sich 90 Prozent der Eltern bei einem positiven Befund für einen Schwangerschaftsabbruch. Bei Menschen mit dem Down-Syndrom ist das Chromosom 21 dreifach statt üblicherweise zweifach vorhanden. Die Entwicklung der betroffenen Kinder ist oft verzögert. Das Laufen etwa lernen sie meist mit drei oder vier Jahren.; Magdalena Steger konnte mit knapp zwei Jahren gehen. Auch sonst ist die 21-Jährige sehr selbstständig. Als sie die Berufsvorbereitung Lachhof in Volders besuchte, fuhr sie drei Jahre lang allein mit öffentlichen Verkehrsmitteln hin und retour. Außerdem sei Magdalena Steger an Politik und Geografie interessiert, leidenschaftlicher Fußballfan und lese jeden Tag die Zeitung.; Viel Freude bereitet ihr auch der neue Job, den sie seit 1.1. 2013 ausübt. „Es macht mir Spaß, jeden Tag hierherzukommen. Ich ordne dann Zettel, kopiere und scanne ein, gehe zur Bank oder zur Post“, sagt sie stolz. Für 20 Stunden in der Woche bekommt Magdalena Steger rund 700 Euro.; Allerdings haben nicht viele Menschen mit Down-Syndrom die Chance und das Glück, eine Fixanstellung am regulären Arbeitsmarkt zu bekommen. Sylvia Andrich vom Verein Down-Syndrom Tirol ist mit der derzeitigen Situation unzufrieden. „Es fehlt an Arbeitgebern, die bereit sind, beeinträchtigte Personen anzustellen“, erklärt sie. Die Werkstätten, in denen Menschen mit Behinderung arbeiten, seien überfüllt. Nachgebaut würden aber nur wenige. „Das ist ein Problem. Wo sollen denn diese Menschen hin?“, fragt sich die Innsbruckerin, die auch eine Tochter mit Down-Syndrom hat.; Seit 1950 können sich Eltern beim Verein, der 130 Mitglieder zählt, informieren und austauschen. Heute eröffnet der Dachverband für Down-Syndrom Österreich ein Büro in Innsbruck (Brandlweg 4), das Andrich leitet. Dass Magdalena Steger in der Arbeitswelt Fuß fassen konnte, ist für Andrich ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.; Dass Menschen mit Down-Syndrom eine Bereicherung am Arbeitsplatz sein können, kann auch Martina Aschenwald bestätigen. Sie ist Personalobfrau im Gemeindeamt Mayrhofen und freut sich über die kleinen Überraschungen, die ihr Magdalena Steger manchmal macht. „Gestern hat sie mir Unterlagen gebracht. Auf den Stapel Papier hat sie einen kleinen Zettel mit ‚Ich hab dich lieb‘ geklebt.“ Doch warum sie die 21-Jährige nicht mehr missen möchte, liege an der guten Arbeit, die sie jeden Tag leistet. „Magdalena ist ehrlich, pflichtbewusst und hat in der kurzen Zeit schon große Fortschritte gemacht.“; Down-Syndrom (Trisomie 21) Zahlen und Fakten; Jedes 800ste bis 900ste Kind kommt weltweit mit dem Down-Syndrom auf die Welt. Bei Menschen mit Down-Syndrom ist das Chromosom 21 dreifach statt üblicherweise zweifach vorhanden. Deshalb wird die Genom-Mutation auch als Trisomie 21 bezeichnet.; Laut der Wiener Down-Syndrom-Ambulanz leben heute in Österreich 9000 Menschen mit dem Down-Syndrom. 90 Prozent der Mütter entscheiden sich bei der Diagnose Down-Syndrom für einen Schwangerschaftsabbruch. Auf der Humangenetik an der Medizinischen Universität Innsbruck werden jährlich 15 bis 20 positive Befunde gestellt. „Die meisten treiben ab“, weiß der Leiter der Humangenetischen Beratungs- und Untersuchungsstelle Johannes Zschocke.; 130 Mitglieder zählt der Verein Down-Syndrom Tirol. Kontakt unter der Telefonnummer 0512/577198.; Am 21. März ist der Welt-Down-Syndrom-Tag und wurde 2006 erstmals gefeiert.;

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