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- 2014-06-27 (Publication)
- 2014-06 (Creation)
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digital, Seite 41
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Die Tiroler Tageszeitung (TT) ist die reichweitenstärkste Tageszeitung im Bundesland Tirol. Sie erscheint sechsmal wöchentlich mit acht lokalen Ausgaben: Schwaz, Reutte, Osttirol, Landeck, Kitzbühel, Kufstein, Imst und Innsbruck.
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Die Elektrifizierung der Zillertalbahn wird bereits ernsthaft diskutiert. Der bisherige Bahnchef Wolfgang Holub geht im nächsten Jahr in Pension. Für den Vorstandsposten gab es anfangs 56 Bewerber.; Die letzte offizielle Amtshandlung von Wolfgang Holub, dem Vorstand der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG, wird wohl die Fahrt mit dem Silvesterzug 2014 sein. Dann wird der Bahneler durch und durch, der 20 Jahre Vorstand war, seinen Schreibtisch an seinen Nachfolger übergeben. Wer das sein wird, entscheidet sich in den nächsten Wochen. Jedenfalls meldeten sich genau 56 Bewerber. „Auch vor 20 Jahren, als ich dafür kandidierte, gab es mehr als 70 Bewerber“, erinnert sich der Bahnchef, der im wahrsten Sinne des Wortes noch Weichen für die Zukunft stellen will.; „Ich bin mit den Bahnen aufgewachsen. Schon mein Vater war Werkstättenleiter bei der Zillertalbahn. Ich habe bei der Achenseebahn gejobbt, war Studienassistent am Institut für Eisenbahnbau an der Uni Innsbruck, wurde später ZB-Werkstättenleiter und habe mir bei der Zillertalbahn einen Lebenswunsch erfüllt“, erklärt der Bahnchef im Zeitraffer entscheidende Stationen. Und wichtig war dabei die Einbindung in den Verkehrsverbund. Dass im Jahr 2001 mit 450.000 Tonnen an Gütern ein Spitzenwert erreicht wurde, freut ihn: „Das war mehr als das Doppelte der Tonnage in den guten Zeiten der Kraftwerksbauten im Zillertal.“ Er erinnert sich auch gerne an die Zeit, wo der Fuhrpark mit Triebwagen und Waggons aus den Jenbacher Werken beliefert wurde.; Die Anschaffung von vier modernen Dieselloks waren wichtige Stationen, ebenso der Kauf zusätzlicher Niederflurwagen aus der Slowakei. Im Jahr 2008 kam dann der Halbstundentakt auf der Schiene. Ein großes Plus sieht Holub in der Zweigleisigkeit in den Bereichen Zell-Ramsau und Kaltenbach-Aschau. „Das ist für schmalspurige Eisenbahnbetriebe eine Ausnahmeerscheinung“, sagt er nicht ohne Stolz. Und stolz ist er auch auf das speziell entwickelte Zugsicherungssystem. Nur wenige wissen, dass es zwischen Jenbach und Mayrhofen einen Kabelstrang zur Datenübertragung gibt. Funkferngesteuerte Weichen in den Bahnhöfen zählen heute zum Um und Auf. In 20 Jahren habe man 50 Millionen investiert - und das mit Eigenmitteln.; „Ein Fokus war auch auf die Elektrifizierung gerichtet. Zum damaligen Zeitpunkt war das aber wirtschaftlich nicht vertretbar“, berichtet Wolfgang Holub. Anders ist die Situation heute. Die Fahrzeuge erreichen ihr wirtschaftliches Ende. Nach 30 bis 40 Jahren sei die Show vorbei. Hohe Treibstoffpreise und enorme Wartungskosten drängen förmlich nach Elektrifizierung. „Am Ende meiner Tätigkeit sind wir dabei, mit dem Land Tirol alle Vorteile für einen derartigen Schritt herauszuarbeiten. Für Fahrzeuge und Oberleitung wären wohl 90 bis 100 Millionen Euro erforderlich. Gewappnet muss man auch auf den Wettbewerb auf Schiene und Straße sein. Denn nach dem Jahr 2019 könnte es durchaus sein, dass ein Dritter auf der Schiene der Zillertalbahn Verkehr macht“, warnt er in seiner Zukunftsvision. Fix und fertig habe man in den Neunzigerjahren ein Dreischienengleis geplant und ausgeschrieben. Gescheitert sei das aber am Rückzieher des Bundes.; Die Ausschreibung der Buslinien beginne im heurigen Jahr und sollte bis 2016 abgeschlossen sein. Apropos Busse: Sie sind ein wichtiges Standbein der Zillertalbahn. Derzeit hält man bei 35 Bussen. Auch auf die Frage nach wirtschaftlichen Perspektiven weicht Holub nicht aus: „Im Jahr 2012 hatten wir mit einem Abgang von 800.000 Euro zu kämpfen, im Jahr 2014 dürften wir ausgeglichen bilanzieren.“ Laut denkt er über eine Fahrzeitverbesserung nach. Schnelle Pendlerzüge sollten in 36 Minuten von Mayrhofen nach Jenbach fahren, eine kürzere Fahrzeit (statt 60 nur noch 45 Minuten) sollte erreicht werden.; Anlass zur Freude waren für Holub immer wieder Investitionen, aber auch die Kehrseite der Medaille musste er erleben. „Dazu zählen der Tod von zwei Mitarbeitern und das Busunglück auf Höhe Vomp mit acht Toten im Jahr 2001“, sagt er nachdenklich.;