Cote
Identifiant(s) alternatif(s)
Titre
Date(s)
- 2022-09-28 (Publication)
- 2014-07-21 (Production)
Niveau de description
Pièce
Étendue matérielle et support
digital, Seite 5
Histoire archivistique
Portée et contenu
Dass in Tirol immer mehr zum Teil schwierige Klettersteige gebaut werden, beäugt so mancher Bergretter kritisch. Immer wieder sind Bergsteiger überfordert.; Gestern kam eine 64-jährige Frau am Pößnecker-Klettersteig in Südtirol ums Leben. Sie stürzte vor den Augen ihres Ehemannes rund 50 Meter in die Tiefe. Zahlreiche weitere Alpinunfälle hielten die Bergretter in Tirol am vergangenen Wochenende auf Trab. Immer wieder kommt es auf Klettersteigen zu Zwischenfällen. Dass zunehmend Routen mit Leitern und Stahlseilen versehen werden, um mehr Gäste anzulocken, erntete Kritik. „Fast jede Gemeinde meint, sie muss diese Attraktion jetzt auch anbieten“, betont Kurt Nairz, Landesleiter der Bergrettung Tirol. Sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen erfreue sich der Klettersteig immer größerer Beliebtheit, sagt Nairz: „Der Trend erinnert stark an das Skitourengehen. Früher waren ein paar unterwegs, jetzt sind es 20.000.“; Das größte Problem bei den Touren sei die unzureichende Vorbereitung, erklärt der Landesleiter: „Manche meinen, sie bräuchten nur einen Helm und eine Ausrüstung zu kaufen und könnten dann alle Klettersteige bewältigen.“ Dabei sei es extrem wichtig, sich vorher genau zu erkundigen. „Immer wieder gehen Wanderer einfach los und merken mitten im Klettersteig, dass sie nicht mehr weiterkommen, weil sie überfordert sind“, sagt Nairz.; Auch Extrembergsteiger Reinhold Messner hält nichts davon, „die Berge mundgerecht zu machen, indem man Seilbahnen, Klettersteige, Schutzhütten oder sogar Straßen überall und bis ganz hinauf baut“, erklärte er erst kürzlich im TT-Interview.; Nairz betont ebenfalls, dass die Frage der Sinnhaftigkeit oft im Hintergrund stehen würde: „Da werden Klettersteige gebaut, zu denen man mit dem Auto hinfahren kann. Ob das klug ist, ist die Frage.“ Sei das Angebot erst einmal da, werde es logischerweise auch genutzt. „Es braucht auf beiden Seiten mehr Bedacht. Bei den Bauern der Klettersteige, die überlegen sollten, ob es wirklich so viele braucht, und bei den Benutzern, die sich vorher über den Schwierigkeitsgrad informieren und Gedanken machen sollen, ob sie sich das zumuten können“, sagt Nairz.; Grundsätzlich sei an einem Klettersteig nichts Schlechtes, betont der Landesleiter. „Zweifelhaft ist, dass immer alles ins Extreme gehen muss. Etwa, ob es überall noch ein zusätzliches Seil oder Überhänge braucht. Man muss sich überlegen, ob man so schwierige Klettersteige braucht.“ Hinzu komme, dass es mit dem Bauen nicht getan sei: „Der Klettersteig muss schließlich auch gepflegt werden“, sagt Nairz.; Christian Eder, Ortsstellenleiter der Bergrettung Ginzling erklärt, dass die meisten Unfälle passieren würden, „weil sich die Leute überschätzen. Im Vorfeld haben sie sich zu wenig informiert und die Schwierigkeit des Klettersteiges unterschätzt.“ In Tirol seien die Klettersteige sehr gut gewartet. „Wir sind sicher international in der Vorreiterrolle, was die Qualität und die Wartung der Klettersteige betrifft“, betont Eder. 99 Prozent der Unfälle seien selbstverschuldet: „Urlauber sind zu wenig fit und haben zu wenig Informationen, das führt oft zu Erschöpfungen“, sagt der Ortsstellenleiter. „Touristen sollten sich besser informieren und einen Bergführer mieten. Auch Hoteliers und der Tourismusverband müssen ausreichende Informationen zu den Klettersteigen bereitstellen“, betont Eder. Gäste müssten das Angebot dann aber auch annehmen, erklärt der Ortsstellenleiter: „Bergführer sind ihnen oft zu teuer. Sie zeigen ja nicht nur den Weg, sondern übernehmen auch die Verantwortung für den Gast.“ Eder bewertet die steigende Anzahl an Klettersteigen positiv: „Der Respekt vor dem Berg geht dadurch nicht verloren, denn der sollte ohnehin gegeben sein. Wenn man die Regeln befolgt, ist man in Tirol sehr sicher unterwegs.“; Michael Knauer von der Bergrettung Mayrhofen sieht die Vermehrung von Klettersteigen ebenfalls nicht als problematisch an: „Weil die meisten ja nicht im extremen Alpingelände sind.“ Die Bergsteiger könnten sich selber mit einer einfachen, kostengünstigen Ausrüstung sichern. „Natürlich gibt es mehr Rettungseinsätze, wenn es mehr Klettersteiger gibt, aber das liegt in der Natur der Sache“, sagt Knauer.;